Daijiro Kato - Hommage an einen großen Fahrer


Von Andre Gierke

Die Sportwelt ist geschockt. Daijiro Kato ist am Samstag, den 19. April 2003 an den Folgen seines Sturzes gestorben. Wie sein Rennstall auf der Homepage veröffentlichte, verlor er nach einem 13 Tage dauernden Kampf mit seinem Leben. 

Daijiro Kato war beim WM-Auftakt in Suzuka schwer gestürzt. Bewusstlos musste er ins Krankenhaus eingeliefert werden. Dort stellten die Ärzte schwere Kopf-, Brust- und Nackenverletzungen fest. Mit aller Kraft kämpften die Doktoren um den ins Koma gefallenen Patienten. Doch der erhöhte Gehirndruck machte eine optimale Behandlung nicht möglich. Nachdem sich sein Zustand zwischenzeitlich etwas verbessert hatte, erlag er nun seinen schlimmen Verletzungen, die er sich zuzog, als er in der dritten Runde mit 200 km/h gegen eine Begrenzungsmauer raste.

Ein tragischer Unfall. Hatte sich der sympathische Japaner in dieser Saison doch viel vorgenommen. Besonders bei seinem Heim-Grand-Prix, den er schon drei Mal gewonnen hatte, wollte er aufhorchen lassen und sich selbst das schönste Geburtstagsgeschenk machen. Einen Tag nach dem Rennen hatte er Geburtstag und wollte mit seiner Familie den 27. Geburtstag feiern. Am Liebsten nach einem Sieg.

Mit Daijiro Kato verliert die Rennsportszene einen talentierten und im gesamten Fahrerfeld respektierten Rennfahrer, der schon früh den Weg in den Motorsport fand. Mit drei Jahren saß der in Saitama geborene Japaner das erste Mal auf einer Rennmaschine – einem sogenannten Pocket–Bike. 

Mit Fünf folgte das erste offizielle Rennen. 1985 – also im zarten Alter von 9 Jahren – konnte er sich zum ersten Mal japanischer Meister nennen. Früh zeigte sich, dass das kleine Leichtgewicht großes Talent besitzt. Daijiro verstand es schnell, den notwendigen Speed auf die Strecke zu bringen und gepaart mit seiner hohen Risikobereitschaft erste Siege einzufahren. Nach dem Wechsel in die 250er Klasse mit 16 Jahren schien seinem Aufstieg zu den ganz Großen der Szene nichts mehr im Wege zu stehen. 

1996 stand er zum ersten Mal beim WM-Lauf in Suzuka am Start. Ohne großen Respekt nahm er das Rennen in Angriff und erkämpfte sich einen sensationellen 3. Rang. Freudestrahlend stand der wortkarge Japaner auf dem Siegertreppchen. Gekrönt wurde das Jahr durch einen 2 Platz in der japanischen Meisterschaft. Ein Jahr später toppte er sein Ergebnis aus dem Vorjahr sogar. In der Qualifikation erkämpfte sich das Leichtgewicht die Pole Position und gab die Führung bis zum Ende des Rennens nicht mehr ab. Sein erster Sieg im zweiten Rennen. Das haben selbst internationale Rennsportlegenden nicht geschafft. 

Und es kam noch besser. Nach dem Sieg in der Japanischen Meisterschaft wiederholte er sein Kunststück und strahlte auch 1998 vom obersten Treppchen des „Stockerls“ in die Kameras. Experten überschlugen sich in Lobeshymnen auf den Newcomer und fragten, wann er seine erste komplette WM-Saison fahren würde. 

Es dauerte ein weiteres Jahr, in dem Daijiro noch in den „All Japan Championships“ einen zweiten Platz einfuhr. 2000 startete Kato dann endlich als Werksfahrer auf einer Honda in die Saison. Und sofort untermauerte er sein enormes Potential. Siege in seinem Lieblingsrennen in Suzuka, Estoril, Rio und Motegi krönten ein grandioses Premierenjahr. Am Ende stand für den Japaner mit dem furchtlosen Stil ein 3. Rang in der Weltmeisterschaft zu Buche. Nur geschlagen von den wesentlich erfahreneren Olivier Jacques und Shinya Nakano. 

Doch was viele vergessen und diesen 3. Rang umso sensationeller erscheinen lässt: Daijiro Kato war davor nur in Japan und Australien gefahren und hatte auf den meisten Strecken keine einzige Runde absolviert! Mit der Erfahrung aus dem Vorjahr machte sich Kato 2001 auf den Weg sein Ergebnis noch zu steigern. Und es gelang. In selten da gewesener Manier dominierte er das gesamte Fahrerfeld. 11 Siege und zwei weitere Podestplätze bei gerade Mal 16 Saisonrennen konnte er für sich verbuchen. 

Seine Stärke dominierte er unter anderem im vorletzten Rennen in Sepang, als er seinen ärgsten Verfolger und „alten Haudegen“ Tetsuya Harada mit 15 Sekunden Vorsprung deklassierte. Japan befand sich im Jubeltaumel und feierte seinen zukünftigen Seriensieger. Aber das wäre Daijiro Kato zu einfach. Anstatt auch weiterhin in der 250er zu dominieren, wechselte er sofort nach seinem Triumph in die MotoGP-Klasse, um sich mit den Besten der Besten zu messen. 

Auf der unterlegenen Honda NSR 500 ist er der einzige, der den Viertakter Paroli bieten kann. Besonders seiner Leistung beim 2. Platz in Jerez hinter dem späteren Weltmeister Valentino Rossi gebührt großer Respekt. Zwar wird Kato nur Siebter im Endklassement, aber er wird zum „Rookie of the Year“ gekürt. 

In diesem Jahr wollte er dann endgültig angreifen. An der Seite von Sete Gibernau wollte er auf seiner Telefonica-MoviStar-Honda kräftig durchstarten. Immer mitten durch – das Podium im Visier. Dieser Traum zerplatzte nun durch seinen schlimmen Sturz. Daijiro Kato hätte auf seiner neuen Rennmaschine große Chancen gehabt, den Valentino Rossis, Max Biaggis und Marco Melandris dieser Welt einen heißen Fight zu bieten und vorne mitzufahren.

 

Wir sind in Gedanken bei seiner Familie, seiner Frau und seinen beiden Kindern. Wir wünschen ihnen für die Zukunft alles Gute und werden diesen großartigen Rennfahrer nie vergessen.

 

 

Zurück