Im
Alter von 22 Jahren machte Kenny Roberts seinen ersten Abstecher nach Europa.
Man schrieb das Jahr 1974. Der unbekannte US-Fahrer stieg in Assen in der Klasse
bis 250 ccm gleich auf den dritten Podiumsplatz. Dennoch kehrte Roberts Europa
vier weitere Jahre lang den Rücken. Erst 1978 kam er wieder zurück. Diesmal
unterstützt vom offiziellen Werksteam von Yamaha. Keiner konnte ahnen, dass die
Vorherrschaft in der Königsklasse ab diesem Moment drei Jahre an einen
US-Fahrer wechseln würde. Die Saison begann in Venezuela. Roberts nahm auch in
der Viertelliterklasse teil und gewann auf Anhieb das Rennen vor Lokalmatador
Carlos Lavado. Das Rennen in der Königsklasse verlief für King Kenny weniger
erfolgreich. Nach nur zwei Runden musste er seine Yamaha mit Motorschaden
abstellen.
Ein Monat später ging die WM in Spanien weiter. Roberts wurde trotz eines verschlissenen Hinterreifens Zweiter hinter der Kawasaki von Gregg Hansford. Beim nächsten Rennen in Österreich stieg Roberts schließlich erstmals in der Königsklasse aufs höchste Treppchen. Seine ärgsten Konkurrenten, Johnny Cecotto und Barry Sheene, ließ er keine Chance. Der gelbe Zwerg, wie Roberts wegen seiner geringen Größe und seines gelben Lederanzugs fortan von der europäischen Presse genannt wurde, gewann auch die beiden nächsten Rennen in Frankreich und Mugello. Mit seinem spektakulären Stil hatte er die Herzen der europäischen Fans längst erobert. Roberts führte nach fünf Rennen sowohl in der 250er- als auch 500er-Klasse.
Doch die Viertellitermaschine ließ er ab diesem Zeitpunkt unberührt. Roberts wollte sich ganz auf die Königsklasse konzentrieren, wo er wie der neue Weltmeister aussah. Doch in Schweden auf dem kleinen Rundkurs von Karlskoga kam Kenny im Training schwer zu Fall. Mit einer Gehirnerschütterung wurde er ins Krankenhaus eingeliefert. Als er aufwachte, lautete seine erste Frage: »Wo bin ich hier?« »In Schweden«, antwortete sein Freund und Betreuer Kel Carruthers. »Du spinnst wohl«, meinte Kenny ganz verdutzt. Er hatte kurzfristig sein komplettes Gedächtnis verloren. Doch er erholte sich schneller, als die Konkurrenten es insgeheim erhofft hatten. Selbst am Rennen nahm er teil und wurde Siebter. Sein Vorsprung war allerdings beträchtlich geschmolzen, Sheene saß ihn wieder im Nacken.
Beim vorletzten Rennen in Silverstone stand diesmal Roberts
das Glück zur Seite. Nach einem heftigen Gewitter mussten alle Piloten in die
Box zum Reifenwechsel. Die Stoppuhr lief weiter. Kennys Mechaniker
brauchten nur zwei Minuten zum Wechsel, während Sheenes Schrauber fünf Minuten
länger brauchten. Roberts gewann und ging mit einem genügend großen Vorsprung
ins letzte Rennen in Deutschland. Hinter Virginio Ferrari und Cecotto reichte
ihm ein 3. Platz zum Erlangen seines ersten WM-Titel.
Auch in den folgenden beiden Jahren danach eroberte Roberts den Titel. Anschließend wurde er einmal Dritter und zweimal Vierter. 1983 hatte er gemeinsam mit Freddie Spencer die ganze Meisterschaft beherrscht. Beide US-Fahrer hatten sich alle Siege gerecht untereinander aufgeteilt. Spencer hatte am Ende jedoch einige Punkte mehr auf seinem Konto und wurde Weltmeister. Roberts beendete anschließend seine überaus erfolgreiche Karriere. In den Jahren danach bis zum heutigen Tag blieb der US-Amerikaner dem GP-Sport als Teamleiter bzw. Teambesitzer treu.
Name: | Kenny Roberts Senior |
Team: | Werks-Yamaha |
Geburtsdatum: | 31.12.1951 |
Nationalität: | US-Amerikaner |
Wohnort: | Modesto (Kalifornien) |
Familienstand: | geschieden, zwei Söhne |
GP-Rennen seit: | 1974 GP 250 ccm Assen |
Erstes Podium: | 1974 GP 250 ccm Assen |
Erster Sieg: | 1978 GP 250 ccm Venezuela |
Grand-Prix-Siege: | 24 |
Pole Positions: | 49 |
Podiumsplätze: | 44 |
WM-Titel: | 3 in 500 ccm (1978, 1979 und 1980) |